Mittwoch, 29. Juni 2011

Im Nebel wandern


Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.


H.Hesse

2 Kommentare:

  1. Dieses Gedicht mochte ich als Teenager sehr gern. Gehört sicher zu den ersten drei, die ich in meinem Leben freiwillig auswendig gelernt habe.
    Mittlerweile habe ich so viel "Schlimmeres" erlebt und finde doch, dass diese Worte ohne jede tröstende Perspektive zu kurz greifen. Oder?

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  2. @ikomami:
    Ja, stimmt, es bietet keine tröstende Perspektive.

    Ist vielleicht wirklich nur was für den melancholischen Teenager, der die Welt täglich aufs Neue betrachtet. Oder eben für einen hoffnungslosen Zyniker.

    (((-:
    Jutta

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